Bericht zur Veröffentlichung der ICD-11

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

es ist soweit: auf der 72. Versammlung der World Health Assembly (WHA) am 25.05.2019 wurde die 11. Revision der International Classification of Diseases (ICD) als zukünftiger Nachfolger der ICD-10 verabschiedet. Sie ist das Ergebnis 12-jähriger internationaler Entwicklungsarbeit von 96 Mitgliedsstaaten, an der in Deutschland auch das DIMDI und die DGfN intensiv beteiligt waren.

Die ICD-11 ist gegenüber der ICD-10 strukturell wesentlich flexibler, um die Anforderungen der unterschiedlichen Nutzer und insbesondere der modernen Informationstechnologie zu erfüllen. Sie ist daher nicht mehr mit der uns bekannten ICD-10 GM vergleichbar ist. Neu sind die technische Struktur und die Zusammenführung aller Informationen in einer umfassenden Klassifikation von Morbiditäten und Mortalitäten, der "Foundation". Aus dieser lassen sich verschiedenste, anwendungsspezifische Fassungen der ICD, die "Linearizations" ableiten. Auch die Art und Weise der Kodierung ändert sich: während die ICD-10 dem Grundsatz folgte "Ein Kode für eine Krankheit und so viele präkombinierte Kodes wie möglich“, ist die ICD-11 durch das sog. Cluster coding gekennzeichnet: Wenige Basiskodes werden jeweils durch zusätzliche Kodes spezifiziert. Dazu dienen u.a. die beiden neuen Kapitel X "Zusatzschlüsselnummern" und V "Ergänzender Abschnitt für die Einschätzung der Funktionsfähigkeit". Diese Flexibilität geht aber auch mit einer deutlich erhöhten Komplexität einher. Um den Einsatz der ICD-11 in den Mitgliedsstaaten vorzubereiten, stellt die WHO daher Trainingsprogramme und Tools zur Verfügung.

In 2017 waren verschiedene Fachgesellschaften gefragt, die ICD-11 in einer Betaversion inhaltlich zu prüfen. Für die DGfN war die DRG Geschäftsstelle in enger Zusammenarbeit mit dem DIMDI an dieser Evaluierung beteiligt, um die Kodierung nephrologischer Krankheitsbilder nachzuvollziehen und mögliche Schwachstellen zu erkennen. Dies erfolgte in parallelen Teilprojekten anhand von strukturierten Diagnose-Listen und anonymisierter Echt-Fälle. Hiermit wurde sichergestellt, dass das gesamte Spektrum der Nephrologie abgedeckt wurde. Die im Abschlussbericht formulierten Ergebnisse der DRG Geschäftsstelle wurden bei den Aktualisierungen der ICD-11 berücksichtigt. So sind in der aktuellen Fassung u.a. die Einteilungen der chronischen Niereninsuffizienz ergänzt worden. An dieser Stelle sei allen engagierten Projektteilnehmer aus den verschiedenen Kliniken und der Projektkoordination sehr herzlich gedankt!

Der zukünftige Einsatz der ICD-11 in Deutschland wird gerade diskutiert. Dies erfolgt unter Beteiligung des Bundesgesundheitsministeriums, des DIMDI und der medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) sowie der Selbstverwaltungspartner im Gesundheitswesen und weiterer Organisationen. Die Umstellung der ICD-10-GM (German Modifikation) auf die ICD-11 ist wegen ihrer Bedeutung für Gesundheitsberichterstattung, Qualitätssicherung und Abrechnung äußerst komplex. Deshalb soll die ICD-11 erst am 1. Januar 2022 in Kraft treten, und nach einer flexiblen Übergangszeit von 5 Jahren soll ausschließlich mit der ICD-11 kodiert werden. Der „deutsche Fahrplan“ wird noch im Detail festgelegt werden. Die DGfN wird den Prozess weiter begleiten und Sie über die Neuerungen und Anpassungen informieren!

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