Neue AWMF S2k-Leitlinie zur Labordiagnostik akuter und progredienter Nierenerkrankungen veröffentlicht

: Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie und der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, der Mitarbeit von Vertretern der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und der Deutschen Gesellschaft für Urologie wurde die neue interdisziplinäre S2k-Leitlinie „Rationelle Labordiagnostik zur Abklärung Akuter Nierenschädigungen und Progredienter Nierenerkrankungen“ (AWMF-Register-Nummer 115/001) erarbeitet und veröffentlicht.

Das Akute Nierenversagen (ANV) und chronisch progrediente Nierenerkrankungen sind in der ambulanten und stationären Versorgung häufig, bleiben aber oft zunächst unerkannt, da symptomarm und unterbewertet. Weniger als ein Drittel der Betroffenen weiß von der Erkrankung und nur 2/3 sind davon in ärztlicher Behandlung. Darüber hinaus ist eine eingeschränkte Nierenfunktion auch ein wichtiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Mortalität und Morbidität.

Die Leitlinie richtet sich an ambulant und stationär tätige Ärztinnen und Ärzte und gibt rationelle Empfehlungen für die stufenweise Labordiagnostik aus Blut und Urin bei strukturellen und/oder funktionellen Nierenstörungen mit Entwicklung von diagnostischen Versorgungskonzepten für nierenkranke Patienten.

Ausgehend von Schlüsselfragen formuliert die Leitlinie Empfehlungen

  • zur labormedizinischen Methodik diverser Messgrößen der Nierenfunktion, zur Harndiagnostik (Quantifizierung und Differenzierung der Proteinurie, Hämaturie, Leukozyturie), der Gerinnungs-, Komplement- und Autoimmundiagnostik, und der Einordnung von „Biomarkern“.
  • zur labormedizinischen Diagnostik für die Früherkennung von Nierenerkrankungen und deren Differenzierung; u.a. bei prädisponierenden Risikofaktoren (Diabetes, Hypertonie, rheumatischen System- und Plasmazellerkrankungen)
  • zur Erkennung der rapid progressiv verlaufenden Glomerulonephritis als nephrologischen Notfall
  • zur Abgrenzung akuter von chronischen entzündlichen und nichtentzündlichen Nierenerkrankungen
  • zur molekulargenetischen Diagnostik von Nierenerkrankungen
  • zur Nephropharmakologie und Vermeidung von Nephrotoxizität

Ziel der Leitlinie ist es, akute und chronisch progrediente Nierenerkrankungen durch differenzierten Einsatz geeigneter Laborparameter frühzeitig zu erkennen und diese (auch) therapiebegleitend weiterzuführen.

Die Autoren der Leitlinie haben nach den Vorgaben und Mitwirkung der AWMF durch  Konsensusfindung und Abstimmung  im Delphi-Verfahren über eine patientenorientierte Herangehensweise diagnostische Pfade und Algorithmen einschließlich exemplarischer Kasuistiken entwickelt. Auch eine Patientenvertreterin war beteiligt.

Die S2k-Leitlinie ist bis April 2026 gültig.

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