Nachruf für Prof. Dr. Udo Martin Helmchen

: Mit großer Trauer und tiefem Bedauern nehmen wir Abschied von Herrn Professor Dr. med. Udo Martin Helmchen, einem herausragenden Wissenschaftler und sehr geschätzten Kollegen, der am 18. Januar 2025 verstorben ist.

Prof. Dr. med. Udo Martin Helmchen

Er hinterlässt eine schmerzliche Lücke in unseren Herzen und in der nephrologischen Gemeinschaft. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) würdigt sein Lebenswerk und seine außergewöhnlichen Verdienste auf dem Gebiet der Nieren- und Hochdruckerkrankungen.

Professor Helmchen wurde 1939 in Schneidemühl, Pommern, (heute Piła (Polen)) geboren und absolvierte sein Medizinstudium in Tübingen, Hamburg und Bonn. 1964/65 absolvierte er ein Jahr als Medizinalassistent, bevor er von 1966 bis 1973 als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Pathologie der Universität Tübingen tätig war, unter der Leitung von Prof. Dr. Adalbert Bohle. Während dieser Zeit unterbrach er seine Tätigkeit 1966 für einen sechsmonatigen Forschungsaufenthalt am Institut de Pharmacologie de l'Université de Lausanne in der Schweiz, geleitet von Prof. Dr. G. Peters. 1967 promovierte er an der Universität Tübingen und habilitierte sich dort 1973. Von 1974 bis 1975 war er Forschungsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Research Division der Cleveland Clinic Foundation in Cleveland, Ohio, USA. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland übernahm er die Position des Oberarztes am Institut für Pathologie der Universität Tübingen. 1978 folgte die Berufung an die Universität Göttingen, wo er bis 1988 als Direktor des Institutes für Pathologie I tätig war. Anschließend wechselte er an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wo er bis 2004 das Institut für Pathologie leitete.

Sein besonderes Engagement für die Förderung der nephrologischen Forschung zeigt sich auch in weiteren bedeutenden Stationen seines Lebens. So wurde Professor Helmchen 1993 zum Präsidenten der Gesellschaft für Nephrologie (GfN) gewählt. Im Jahr 2001 gründete er zudem eine private „Stiftung zur Förderung der Nierenforschung“ im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, um die Forschung auf diesem wichtigen Gebiet weiter voranzutreiben.

Im Jahr 2014 wurde Professor Helmchen mit der höchsten Ehrung der DGfN ausgezeichnet, die damals noch als Franz-Volhard-Medaille bekannt war. Diese Medaille (heute Ehrenmedaille der DGfN) dient der Würdigung langjähriger, herausragender Leistungen auf dem Gebiet der Nieren- und Hochdruckerkrankungen.

Zum 31. Dezember 2004 wurde Professor Helmchen emeritiert. In seiner Verabschiedung würdigte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ihn für seine herausragenden Leistungen. Seit 1989 hatte er den Lehrstuhl für Pathologie inne und sich durch seine wissenschaftlichen Arbeiten zur feingeweblichen Diagnostik entzündlicher Nierenerkrankungen internationales Renommee erworben. Damit setzte er die Tradition der Erforschung der Nierenerkrankungen am UKE fort.

Ein bedeutender Teil von Professor Helmchens Vermächtnis ist das von ihm seit 1979 aufgebaute, inzwischen weltweit größte Nierenbiopsieregister, dessen Leitung er 2005 am UKE übernahm. Dieses Register spielt eine zentrale Rolle in der Sammlung und Analyse von Daten zum Verständnis und zur bestmöglichen Therapie von Krankheiten der Niere und von Nierentransplantaten und trägt wesentlich zum Verständnis und zur Verbesserung der Behandlung von Nierenerkrankungen bei. Im Jahr 2012 übergab er die Leitung des Nierenregisters an seinen Nachfolger, Professor Dr. Thorsten Wiech.

Professor Helmchen war nicht nur ein herausragender Nephropathologe, sondern auch ein engagierter Lehrer und Mentor. Seine Forschungsarbeiten zur Pathogenese der arteriellen Hypertonie und zur Verbesserung der Nierenbiopsiediagnostik haben international Anerkennung gefunden und die Nierenpathologie maßgeblich geprägt. Besonders hervorzuheben ist seine Einführung der Tripeldiagnostik, die heute weltweit als Standard in der Differenzierung renaler Erkrankungen gilt.

Seine Kolleginnen und Kollegen schätzten ihn nicht nur für seine wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch für seine menschliche Wärme und sein persönliches Engagement. Professor Helmchen war ein Vorbild an Bescheidenheit und Höflichkeit, dessen akribische Arbeitsweise und exzellente Bebilderung seiner wissenschaftlichen Arbeiten unvergessen bleiben werden.

Wir erinnern uns an Professor Helmchen als einen herausragenden Nephropathologen und außergewöhnlichen Menschen, der großes persönliches Verständnis für die Lebensumstände seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigte. Besonders hervorzuheben sind sein bescheidenes und höfliches Wesen sowie sein unermüdlicher Einsatz für die Nierenpathologie. Professor Helmchen pflegte zu zahlreichen Nephrologinnen und Nephrologen kollegiale und unterstützende Kontakte. Seine präzisen Befunde und seine höflich-vornehme Art waren von großer Inspiration.

Die DGfN würdigt mit großer Hochachtung und Dankbarkeit Professor Helmchen und seine bedeutenden Beiträge zur Nephrologie. Sein Vermächtnis wird in den Herzen und Köpfen seiner Schülerinnen und Schüler sowie seiner Kolleginnen und Kollegen weiterleben.

Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freunden und allen, die ihm nahestanden. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

In Dankbarkeit und Verbundenheit

Kerstin Amann, Dieter Bach, Joachim Beige, Martin Kuhlmann und Thorsten Wiech für die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie

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