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Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie trauert um Prof. Dr. Conrad Baldamus, der bis 2006 Direktor der Medizinischen Klinik IV der Universitätsklinik Köln war. Mit Conrad Baldamus verliert die Nephrologie einen Wissenschaftler und Wegbereiter der Dialyse, maßgeblich der Hämodiafiltration und der klinischen Qualitätssicherung.
Im Jahr 1972 trat Conrad Baldamus als wissenschaftlicher Assistenzarzt in die Abteilung Nephrologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ein. Hier absolvierte er im Rotationsverfahren über mehrere Jahre seine klinische Weiterbildung zum Internisten und Nephrologen. Auf Grund seiner Expertise und seinen Publikationen, bedingt durch frühere wissenschaftliche Aufenthalte am Max-Planck-Institut in Frankfurt und am Massachusetts General Hospital in Boston, hat er sich dann in Hannover sehr bald in wissenschaftlichen Projekten, insbesondere der experimentellen Nephrologie, engagiert und regelmäßig publiziert. In der Folge wurde er schon frühzeitig habilitiert. Als klinischer Nephrologe im stationären Betrieb war er an der MHH immer als ausgesprochen kompetenter und ausgewogener Ratgeber geschätzt und bei den Studenten ein sehr beliebter Lehrer.
Ende der 70er Jahre wechselte er von der MHH an die Abteilung für Nephrologie des Klinikums der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt als Oberarzt. Dort erwies er sich als ein herausragender Nephrologe mit starkem Engagement in klinischen Studien zur Verbesserung der Nierenersatztherapie für chronisch Nierenkranke. Seine wissenschaftliche Neugier galt immer der Dialyse, insbesondere der Hämofiltration und Hämodiafiltration. So war er in den 1980er Jahren einer der Ersten, der in beispielhaften vergleichenden Studien die Effizienz, Hämodynamik und Kreislaufstabilität unter dem damals aufkommenden neuen Verfahren der Hämofiltration untersuchte. Im Jahr 1983 war er Mitbegründer der internationalen Gesellschaft für Hämofiltration. Seine wissenschaftlichen Arbeiten haben wesentlich zur Etablierung des heutigen Standarddialyseverfahrens, der Hämodiafiltration, beigetragen. Seine hoch geschätzten Vorträge endeten gerne mit der Zeile „I love convection“.
Mitte der Achtziger Jahre folgte er dem Ruf an die Uniklinik Köln als Abteilungsdirektor für Nephrologie. Anfang der 90iger Jahre wurde durch seine weitsichtigen Strukturanpassungen in der Versorgung Nierenkranker die Medizinische Klinik IV als Nephrologie selbstständig und die Gastroenterologie hinzugefügt.
Den Einsatz von Erythropoetin begleitete er von Beginn an mit klinischen Studien. Die frühe digitale Vernetzung der Dialyse, den Aufbau der Transplantationsnachsorge sowie die Durchführung der extrakorporalen Verfahren auf den Intensivstationen verschiedener Fachgebiete durch die Nephrologische Klinik setzte er zielgerichtet und mit Ausdauer um. Darüber hinaus war er federführend in der Entwicklung eines Datenerhebungsprogramms zur Sicherung der Behandlungsqualität in der ambulanten Hämodialyse-Versorgung in Kooperation zwischen Uniklinik Köln und dem KfH. Das QiN-System beinhaltete bereits von Beginn an die Patientenperspektive mit jährlichen Erhebungen der Lebensqualität und war unter anderem Grundlage der Qualitätssicherungsrichtlinie Dialyse. Als regionaler Vertreter für die KfH-Region Köln förderte er zusammen mit Kolleginnen und Kollegen die strukturelle Versorgung von Nierenkranken.
Seine Assistentinnen und Assistenten forderte und förderte er mit analytisch-kritischen Diskussionen zu Differenziialdiagnosen, optimaler Dialysebehandlung, weitete den Blick für Innovation und lehrte detailliertes pathophysiologisches Verständnis als Fundament für Klinik und Wissenschaft. Mit seiner gradlinigen, visionären und humorvollen Persönlichkeit motivierte er seine Mitarbeitenden, weckte ihre Neugier für Fragestellungen in allen Aspekten der Nephrologie und gab ihnen ausreichend Freiräume für eigene Ideen.
In seiner Zeit als Dekan der Universität Köln setzte er wichtige Akzente für den Standort. Ebenso sicherte er die hohe Bedeutung des Fachbereiches Nephrologie innerhalb der universitären Medizin frühzeitig vor seinem Ausscheiden. Indem es ihm gelang, die Nachbesetzung seiner Stelle als W3-Position aufzuwerten, legte er den Grundstein für die langfristige Stärkung des Fachs und den weiteren Ausbau der Klinik für Nephrologie an der Uniklinik Köln, den er mit anhaltendem Interesse verfolgte.
Nach seiner klinischen Tätigkeit widmete er sich leidenschaftlich und mit unendlicher Energie und Kenntnis zu Natur und Umwelt der Wald- und Forstwirtschaft. Er gründete die Stiftung August Bier (sein Großvater, Chirurg und Erfinder der Lumbalanästhesie) für Ökologie und Medizin und führte dessen Werk weiter.
Die facettenreichen Gespräche mit ihm und seine Fröhlichkeit werden fehlen. Conrad Baldamus hat als klinischer und wissenschaftlicher Pionier entscheidend zur Verbesserung der Behandlung von Dialysepatientinnen und Dialysepatienten beigetragen.
Unsere tiefe Anteilnahme verbunden mit unseren Erinnerungen an Prof. Conrad Baldamus gilt seiner Frau, seinen Kindern und seiner großen Familie. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Claudia Barth, Ulrich Frei, Karl Wilhelm Kühn und Gerd Lonnemann für die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie
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