Niere, Herz und Gefäße gemeinsam denken – erstes gemeinsames Treffen der nephrologischen und kardiologischen SFB

: „Auf Herz und Nieren“ – bereits dieser biblische Ausdruck deutet auf das enge Zusammenspiel beider Organsysteme hin. Kardiovaskuläre Erkrankungen führen weltweit die Statistiken der Todesursachen an, doch was weniger bekannt ist: Nierenerkrankungen sind ein gewichtiger Risikofaktor für Herz- und Gefäßerkrankungen, und häufig bedingen sich Herz- und Nierenschwäche gegenseitig. Gibt es ggf. einen gemeinsamen zugrundeliegenden Pathomechanismus? Um das zu klären und innovative Forschungsansätze auszutauschen, ist interdisziplinäre Vernetzung wichtig. Am 5. und 6. Mai findet in der Nähe von Frankfurt das erste „Joint Meeting of German SFB Research Consortia & Graduate Schools focusing on Kidney, Heart and Vessels“ statt.

Das SFB/TRR219 (Aachen-Homburg) veranstaltet am 5./6. Mai 2022 in Seeheim-Jugenheim in der Nähe von Frankfurt unter der Schirmherrschaft der Deutschen Forschungsgemeinschaft und mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ein gemeinsames Treffen sämtlicher SFBs und Graduiertenschulen, die sich mit der Wechselwirkung der Nieren, des Herzens und der Gefäße beschäftigen. „Ziel ist die Vernetzung und der Austausch dieser Forschungseinrichtungen der Hochschulen. Wir sehen, dass sowohl im Bereich der Nephrologie wie auch Kardiologie fantastische Grundlagenforschung gemacht wird, aber jede Disziplin sehr stark auf ‚ihr‘ Organ fokussiert ist und gemeinsame Ansätze fehlen. Wir möchten mit dem zweitägigen Treffen beide Exzellenzfächer zusammenbringen, zu einem Forschungsaustausch einladen und ein Forum für den Wissensaustausch bieten“, erklärt Univ.-Prof- Dr. rer. nat. Joachim Jankowski, Sprecher des einladenden SFB/TRR219.

Die Schnittmenge zwischen Nephrologie und Kardiologie ist dabei sehr hoch. Erkrankungen beider Organsysteme bedingen sich häufig gegenseitig, auch haben nephrologische und kardiovaskuläre Erkrankungen ein ähnliches Profil an Risikofaktoren. Wie eng beide Disziplinen verzahnt sind, lässt sich gut am Gastgeber-SFB/TRR219 (www.sfb-trr219.de) zeigen. Dessen Arbeiten haben unter anderem ergeben, dass sogenannte nicht-enzymatische posttranslationale Modifikationen (PTM) ursächlich für funktionelle Veränderungen von körpereigenen Proteinen und Lipoproteinen sind. Diese Veränderungen wiederum scheinen in Zusammenhang mit Nierenschäden, Stoffwechselstörungen und schließlich auch kardiovaskulären Erkrankungen zu stehen. „Nicht-enzymatische PTM sind an der Genese und Progression von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt, bei Patientinnen und Patienten mit Nierenerkrankungen, aber möglicherweise nicht nur bei ihnen“, so Jankowski. Sie stellen einen neuartigen Risikofaktor für Erkrankungen beider Organe dar und könnten perspektivisch Target zielgerichteter Therapien sein, von denen sowohl Menschen mit Nierenerkrankungen als auch kardiovaskuläre Hochrisikopatientinnen und -patienten profitieren könnten.

„Der SFB/TRR219 ‚Mechanisms of Cardiovascular Complications in Chronic Kidney Disease‘ ist stark interdisziplinär angelegt, wir sehen aber auch Potenzial in der Vernetzung vermeintlich rein nephrologischer und rein kardiologischer Forschungsverbünde, denn die hohe Interaktion beider Organsysteme ist immer wieder erstaunlich“, so Jankowski. Auch wenn Ergebnisse nicht einfach übertragen werden könnten, so sei es wichtig, sich gegenseitig á jour zu halten und dadurch Impulse zu geben. „Das Mindeste, das wir voneinander lernen können, sind Forschungsmethoden und Forschungsansätze, auch Erfahrungen mit neuen Technologien. Eine noch besser vernetzte Forschung der SFB mit kardialen, renalen bzw. kardiovaskulärem Fokus kann womöglich zukünftig auch zu bahnbrechenden Erkenntnissen führen, wir glauben, es ist an der Zeit, Niere, Herz und Gefäße ‚gemeinsam zu denken‘, und die laufenden SFB in Interaktion zu bringen“

Wie Professor Hermann Pavenstädt, Münster, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) ausführt, ist die nephrologische Forschung „Made in Germany“ ebenso wie die kardiologische Forschung weltweit führend. Zahlreiche Forschungsinnovationen im Bereich der Nierenheilkunde sind aus deutschen Universitäten hervorgegangen, u.a. die Entwicklung sogenannter SGLT2-Inhibitoren, die die Progression von Nierenerkrankungen aufhalten und darüber hinaus auch erfolgreich bei Herzschwäche eingesetzt werden können – wieder ein Beispiel für den Zusammenhang beider Organsysteme.

„Das zeigt, wie wichtig die enge Vernetzung der kardiologischen und nephrologischen Forschung ist, wofür aber auch eine Infrastruktur geschaffen werden muss. Nachdem mit der Gründung des Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) ein wesentlicher Schritt in Richtung Institutionalisierung gemacht worden ist, muss nun der gleiche Schritt in Richtung eines nationalen Nierenforschungszentrums erfolgen. Von der Veranstaltung im Mai verspreche ich mir, dass wir auch bei der Errichtung entsprechenden Zentren lernen und der gemeinsamen Nieren-Herz-Kreislaufforschung in Deutschland einen weiteren Schub zum Wohle der Patientinnen und Patienten geben. Wir hoffen auf innovative Ansätze, um Niere, Herz und Gefäße präventiv gesund zu erhalten und die hohe kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität zu senken“, erklärt der DGfN-Präsident abschließend.

Die Veranstaltung steht allen interessierten Medienvertreterinnen und Medienvertretern offen. Um Voranmeldung wird gebeten.

Pressekontakt

Geschäftsstelle der DGfN

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