Ihre Nierenfunktion liegt in einem Bereich zwischen 15 und 29ml/min; damit ist sie stark eingeschränkt.
In diesem Stadium kann die Blutbildung beeinträchtigt sein, der Knochenstoffwechsel kann gestört, der pH-Wert im Blut zu niedrig sein. Ein erhöhter Kaliumwert ist ein Risiko für Herzrhythmusstörungen. Sie sollten zusätzlich zu Ihrer hausärztlichen Betreuung eine regelmässige nephrologische Anbindung anstreben. Gegebenenfalls müssen Medikamente an- oder abgesetzt oder die Ernährung angepasst werden.
Ziel ist es, die Nierenfunktion so lange wie möglich stabil zu halten, und kardiovaskuläre Komplikationen zu vermeiden. Hierbei hilft eine vollwertige, ausgewogene Ernährung.
Worauf Sie achten können:
- Essen Sie abwechslungsreich und bevorzugen Sie pflanzliche Lebensmittel.
Frisches Gemüse und Obst enthält lebenswichtige Mikronährstoffe, Ballaststoffe und Vitamine und schafft ein alkalisches Milieu; so kann es helfen, der Übersäuerung entgegenzuwirken. Eine Faustregel für Gemüse und Obst ist mindestens „5 am Tag“.
Gemüse und Obst enthält Kalium, aber auch Ballaststoffe; letztere sorgen dafür, dass das Kalium nicht so stark aufgenommen wird. Bevorzugen Sie Gemüse und Obst mit einem guten Verhältnis von Kalium und Ballaststoffen (Übersicht als PDF).
Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt /Ihrer Hausärztin oder Nephrologen/Nephrologin und erkundigen Sie sich, ob Ihr Kaliumwert zu hoch ist.
- Vollkornprodukte (Mehl, Reis, Nudeln) sind gesünder – zum einen enthalten sie mehr Ballaststoffe, was ein alkalisches Milieu fördert, zum anderen werden sie langsamer aufgenommen und führen zu weniger Insulinausschüttung – und man bleibt länger satt.
- Proteinbedarf: die Faustregel für Ihren täglichen Eiweißbedarf ist 0,8g Eiweiß pro kg Körpergewicht (also z.B. 70kg – 56g Protein, 80kg – 64g Protein pro Tag.) Eiweißärmere Diäten sollten Sie nur in enger Begleitung durch Ihren Nephrologen/Ihre Nephrologin oder eine professionelle Ernährungsberatung einhalten. Wichtig ist die Erhaltung eines gesunden Ernährungsstatus. Proteinexzesse sollten vermieden werden. Die Proteinzufuhr muss an die tägliche Bewegung angepasst werden.
- Milchprodukte liefern Eiweiß, Calcium und Vitamin B2. Fisch hilft bei der Versorgung mit Jod und Omega-3-Fettsäuren. Fleisch ist ein wichtiger Eisenlieferant, da das Eisen aus Fleisch vom Körper deutlich besser aufgenommen werden kann. Milchprodukte können täglich, Fisch 1-2x/Woche und Fleisch maximal 300(-600)g/Woche gegessen werden. Eier können den Speiseplan ergänzen – ab und zu.
Beachten Sie: Viel rotes Fleisch und Wurstwaren erhöhen Ihr Darmkrebsrisiko.
- Wenn Sie sich vegetarisch ernähren, achten Sie darauf, ausreichend Eisen aufzunehmen – gegebenenfalls müsste es der Ernährung zugefügt werden. Grundsätzlich kann auch über eine abwechslungsreiche pflanzliche Ernährung ausreichend Eiweiß aufgenommen werden.
Wenn Sie sich vegan ernähren, beachten Sie, dass Sie Vitamin B12 als wichtigen Baustein für unsere roten Blutkörperchen Ihrer Nahrung zusetzen müssen.
- Fette sind energiereich, aber sie enthalten auch lebensnotwendige Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren wie die Linolensäure) und Vitamine (Vitamin E, z.B.) Wählen Sie Fette mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren – diese finden Sie beispielsweise Rapsöl, Sonnenblumen-, Lein-, Soja- und Olivenöl; in pflanzlichen Margarinen, in Nüssen und fetten Fischen wie beispielsweise Lachs. Ungesättigte Fettsäuren senken das kardiovaskuläre Risiko.
Nahrungsmittel, die einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren haben, wirken sich negativ auf das Herz-Kreislaufsystem aus – hierzu zählen tierische Schmalze, aber auch Kokosfett, Palmkernöl und Palmöl.
- Sparen Sie Salz und Zucker! Eine kochsalzarme Diät kann wesentlich zu einer guten Blutdruckeinstellung beitragen und senkt damit das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Der Geschmack muss darunter nicht leiden – würzen Sie kreativ mit Kräutern! Viel Salz steckt auch in Wurst, Käse, Fleisch, Fertigprodukten und Fast-Food oder Snacks (Nüsse, Chips); selbst zu kochen ist meist gesünder und günstiger. In verarbeiteten Lebensmitteln steckt oft auch sehr viel Zucker – das sind unnötige zusätzliche Kalorien. Auch in vielen Backrezepten kann der Zucker problemlos um 15-30% reduziert werden, ohne das Ergebnis zu beeinträchtigen.
- Gesüßte Getränke (Limonaden etc.) steigern das Risiko für Übergewicht und Diabetes Mellitus Typ 2. Sie enthalten unnötige Kalorien, machen aber nicht satt. Auch die Diät-Versionen sind nicht gesünder – die Zuckerersatzstoffe sind zwar kalorienärmer, wirken sich aber ungünstig auf die Gesundheit und das Herz-Kreislauf-System aus – und führen zu einem schnelleren Verlust der Nierenfunktion.
Trinken Sie nach Möglichkeit Wasser und ungesüßte Getränke. Wenn Sie Wasser mit Kohlensäure trinken, fördern Sie zusätzlich ein alkalisches Milieu, was hilft, der Übersäuerung entgegenzuwirken.
- Vermeiden Sie verarbeitete Lebensmittel – Konserven, Fertiggerichte, Wurst, Gebäck, Snacks (Chips, gewürzte Nüsse), Süßwaren und süße Getränke wie Limonaden und Cola. Verarbeitete Lebensmittel enthalten viel Fette, Salz und Zucker als Geschmacksträger und sind zudem reich an Phosphat.
- Phosphat und Calcium sind Bausteine für den Knochen; allerdings sollte beides nur in Maßen zugeführt werden. Calcium kann sich auch in der Wand unserer Blutgefäße ablagern, Atherosklerose begünstigen und die Funktion negativ beeinflussen. Viel Phosphat aus der Nahrung fördert die Ausschüttung des Botenstoffs FGF-23, der die Phosphatexkretion über die Niere steigert. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist FGF-23 im Blut deutlich erhöht und mit einer erhöhten (kardiovaskulären) Sterblichkeit assoziiert. Phosphat ist vielen Fertigprodukten und Konserven zugesetzt; eine hohe Phosphataufnahme gilt es zu vermeiden.
- Eine professionelle Ernährungsberatung kann Sie in allen diesen Punkten unterstützen.
- Bleiben Sie in Bewegung – bauen Sie körperliche Aktivität in Ihren Alltag ein. Es zählt nicht nur der gezielte Sport!
- Rauchen Sie? Hören Sie damit auf! Rauchen schädigt Ihre Gefäße und beschleunigt den Verlust an Nierenfunktion unabhängig von Ihrer Grunderkrankung. Nicht rauchen.
Worauf Ihr Arzt/Ihre Ärztin mit Ihnen achten kann:
- Sie sollten wenigstens einmal pro Quartal Ihre Blutwerte überprüfen lassen.
- Information – zwar kann die Nierenfunktion auch lange stabil bleiben, manchmal allerdings nimmt sie weiter ab. Informieren Sie sich zu den verschiedenen Möglichkeiten der Nierenersatztherapie: Hämodialyse („Blutwäsche“, im Zentrum oder als Heim-Hämodialyse auch zuhause möglich), Bauchfelldialyse (PD) im Zentrum oder zuhause, Nierentransplantation.
Lassen Sie sich beraten. Überlegen Sie sich, welche Option für Sie am besten geeignet ist. Auch wenn die Notwendigkeit möglicherweise noch weit weg liegt, sorgen Sie so vor und können informierte Entscheidungen treffen. Für jedes Dialyseverfahren muss im Vorfeld ein Dialysezugang angelegt werden, im Falle einer Nierentransplantation (Lebendspende) muss der Spender medizinisch evaluiert werden.
- Manche Medikamente müssen in der Dosierung an die Nierenfunktion angepasst oder ganz abgesetzt werden. Sprechen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder Apotheker/Apothekerin gezielt an, um zu prüfen, ob dies bei Ihren Medikamenten notwendig ist.
- Es kann sein, dass die Nierenerkrankung nun auch Auswirkungen auf Ihren Knochenstoffwechsel hat und Kalzium- und Phosphatwerte sich verändern. Wenn Ihr Phosphatwert steigt, sollten Sie lernen, sich phosphatarm zu ernähren; hier hilft eine professionelle Ernährungsberatung. Ein gut eingestellter Phosphatwert ist wichtig für die Gesundheit Ihrer Knochen und Blutgefäße.
- Die Niere reguliert den pH-Wert im Blut. Mit eingeschränkter Nierenfunktion kommt es zur Übersäuerung (Azidose); diese begünstigt den Abbau von Muskelmasse und die Entstehung einer Ostoporose. Eine professionelle Ernährungsberatung kann Ihnen helfen, der Übersäuerung des Blutes durch pflanzliche Nahrungsmittel entgegenzuwirken.
Ihr Arzt/Ihre Ärztin kann den Blut-pH-Wert kontrollieren und ggf. zusätzlich über Bicarbonat-Tabletten für Ausgleich sorgen.
- Eisen ist ein notwendiger Baustein für die Blutbildung. Die Eisenaufnahme im Darm ist bei eingeschränkter Nierenfunktion gestört. Zusätzlich produziert die gesunde Niere ein wichtiges Hormon für die Blutbildung, das Erythropoietin (EPO).
Mit eingeschränkter Nierenfunktion kann es sein, dass die Eisenspeicher und/oder das körpereigene EPO nicht mehr genügen, eine ausreichende Blutbildung zu garantieren – es kommt zu Blutarmut. Über eine Kontrolle Ihres Blutbildes kann Ihr Arzt/Ihre Ärztin feststellen, ob diese Komplikation bei Ihnen eingetreten ist. Wenn ja, können Eisen und EPO medikamentös ersetzt werden.
- Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin oder Nephrologen/Nephrologin, ob Ihr Kaliumwert zu hoch ist. Dies kann mit der Ernährung zu tun haben, kann aber auch eine Nebenwirkung Ihrer Tabletten sein.
- Der Blutdruck sollte gut eingestellt werden – Zielwert ist <130/80mmHg. Ein erhöhter Blutdruck führt zu einem schnelleren Verlust an Nierenfunktion.
- Wenn Sie mit Diabetes leben, sollte der Blutzuckerspiegel gut eingestellt sein; kontrollieren Sie Ihren Langzeit-Zuckerwert, den HbA1c. Diabetes schädigt die Blutgefäße auch in der Niere und beschleunigt den Funktionsverlust.
- Fette sind grundsätzlich wichtig – die Blutfettwerte sind allerdings über die Ernährung nur eingeschränkt zu beeinflussen, vielfach sind trotz einer gesunden Ernährung die Werte zu hoch. Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion haben ein vielfach erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Schützen Sie Ihre Blutgefäße durch eine gute (gegebenenfalls medikamentöse) Einstellung der Blutfettwerte – hier kann Ihr Hausarzt/Ihre Hausärztin oder Nephrologe/Nephrologin helfen.
- Sind Sie übergewichtig? Eine gezielte, langsame Gewichtsreduktion hilft Ihren Nieren, die Funktion länger aufrecht zu halfen.
- Trinken Sie ausreichend (1,5-2l/Tag); besprechen Sie hier eine Trinkmenge mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin. Wenn Sie an Herzschwäche leiden, kann diese auch geringer ausfallen. Wenn Sie sich täglich wiegen, merken Sie frühzeitig, ob der Körper Wasser einlagert. Vermeiden Sie Flüssigkeitsmangel.