Prognose und Dialyse bei alten und sehr alten Patienten

: Wachterman MW, O'Hare AM, Rahman OK et al. One-Year Mortality After Dialysis Initiation Among Older Adults. JAMA Intern Med 2019; 179 (7): 987-90

Die gemeinsame Entscheidungsfindung über eine Dialysebehandlung bei alten und sehr alten Patienten erfordert die möglichst genaue Einschätzung der Prognose. Fast jeder dritte Patient verstirbt innerhalb eines Jahres nach Dialysestart (USRDS-Daten), wobei in der USRDS-basierten Mortalitätsstatistik die Patienten fehlen, die versterben, bevor sie im Register überhaupt angemeldet wurden. Auch fehlen darin detaillierte Daten zum funktionellen und kognitiven Patientenzustand. Insgesamt sind die Daten daher nur bedingt geeignet, um daraus Empfehlungen zum Beginn einer Dialysetherapie bei diesen Patienten abzuleiten. In der Studie wurden daher Daten der repräsentativen nationalen longitudinalen „Health and Retirement Study“ ausgewertet. Die ausgewerteten Medicare-versicherten Patienten (mit umfassendem „fee-for-service“ Behandlungsanspruch) waren ≥65,5 Jahre alt. Von den 391 inzidenten Dialyse-Patienten waren 68 (17,4%) ≥85 Jahre alt; 89 Patienten (22,8%) benötigten mindestens einmal am Tag Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen, 267 Patienten (68,3%) hatten mindestens vier Begleiterkrankungen und 286 Patienten (73%) begannen mit der Dialysebehandlung stationär.

88 Patienten (22,5%) verstarben innerhalb der ersten 30 Tage, 173 (44%) innerhalb von 180 Tagen und 213 (54,5%) innerhalb eines Jahres, was fast doppelt so viele waren wie im USRDS-Report. Nach einem Jahr waren von den auf tägliche Hilfe angewiesenen Patienten 73% (65/89) verstorben, von den über 84-Jährigen 70,6% (48/68) und von denjenigen mit stationärem Dialysestart 62% (178/286). Zusammenfassend waren die Faktoren „Alter ≥85“ (HR 1,85), „Alltagshilfe notwendig“ (HR 1,88), „stationärer Dialysestart“ (HR 2,17) und „≥4 Begleiterkrankungen“ (HR 1,5) signifikant mit einer höheren Letalität im ersten Jahr nach Dialysebeginn assoziiert.

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