Salz doch nicht so schlimm?

: Mente A, O´Donnell M, Rangarajan S et al. Urinary sodium excretion, blood pressure, cardiovascular disease, and mortality: a community-level prospective epidemiological cohort study. Lancet 2018; 391 (10137): 2346-55

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen Salzkonsum von maximal 5 g pro Tag (bzw. <2 g Natrium). Die Deutsche Hochdruckliga ist etwas großzügiger und empfiehlt eine tägliche Kochsalzzufuhr von 5-6 g. Dies entspricht 2-2,4 g Natrium. Nun zeigte eine prospektive Kohortenstudie, dass sogar eine tägliche Sodiumzufuhr von bis zu 5 g nicht schädlich sei. Die „Prospective Urban Rural Epidemiology“-Studie wurde in 21 Ländern durchgeführt, Outcome-Daten von 94.378 Erwachsenen aus 18 Ländern gingen in die Auswertung mit ein. Die Studienteilnehmer waren 35-70 Jahre alt und wiesen keine kardiovaskulären Erkrankungen auf. Ausgewertet wurde die Assoziation zwischen Natriumzufuhr und Blutdruck sowie zwischen Natriumzufuhr und kardiovaskulären Ereignissen und Mortalität. Zwar zeigte auch diese Studie einen Zusammenhang zwischen hohem Salzkonsum und Hypertonie, erstaunlich war jedoch, dass es bei einer täglichen Sodiumzufuhr von bis zu 5 g nicht zu einem Anstieg der kardiovaskulären Ereignisrate kam.

Prof. Bernhard Krämer, Präsident der Deutschen Hochdruckliga, kommentierte die Studie in einem Pressestatement folgendermaßen: „Es ist unstrittig, dass hoher Kochsalzkonsum den Blutdruck steigert und eine kochsalzarme Ernährung den Blutdruck senkt. Während die vorhandenen randomisierten Studien (u.a. TOHP) auch günstige Effekte auf kardiovaskuläre Endpunkte für die kochsalzarme Kost erbrachten, sind die Ergebnisse von epidemiologischen Beobachtungsstudien wie die aktuelle Studie von Mente et al. uneinheitlich. Die Problematik dieser Studien besteht in der Regel in der ungenügenden Erfassung der Natriumzufuhr bzw. -ausscheidung (idealerweise sind mehrere qualitativ gute 24-Stunden Sammelurine erforderlich) und der umgekehrten Kausalität, d. h. z. B. bereits erkrankte Menschen führen weniger Kochsalz zu und haben eine schlechtere Prognose. Deshalb sind weitere kontrollierte, randomisierte Studien einer kochsalzarmen versus einer kochsalzreichen Kost erforderlich. Die Deutsche Hochdruckliga wird ihre Empfehlung zum Salzkonsum aufgrund dieser Daten nicht ändern.“

 

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