suPAR in „Science“

: Hall SS. Omen in the blood. Science 2018 Apr 20; 360(6386): 254-58

Seit ungefähr 20 Jahren ist suPAR (soluble urokinase-type plasminogen activator receptor) bekannt. Die Erforschung des Moleküls gleicht einer anhaltenden Detektivgeschichte, bei der der heute in den USA arbeitende Nephrologe Prof. Dr. Jochen Reiser eine herausragende Rolle spielt. Aktuell veröffentlichte das renommierte Magazin Science einen mehrseitigen Artikel zur Historie von suPAR.

Viele Zellen, besonders Immunzellen, exprimieren auf der Membranoberfläche den Urokinase-Plasminogen-Aktivator-Rezeptor (uPAR). Bei Ablösung von der Zellmembranoberfläche resultieren frei im Blut zirkulierende suPAR-Signalmoleküle. suPAR-Varianten verschiedener Molekül-Konfiguration, haben im Körper unterschiedliche Mediator-Funktionen. Die suPAR- Spiegel sind bei verschiedenen Erkrankungen unterschiedlich erhöht. Hypertonie, Diabetes, Malignome, Sepsis und jedes Inflammationsgeschehen bzw. die Aktivierung des Immunsystems, aber auch Adipositas und Rauchen gehen mit erhöhten Spiegeln einher, genauso wie bestimmte Genvarianten, die besonders bei Menschen afro-amerikanischer Abstammung häufig zu finden sind.

In der Niere bindet suPAR an podozytäre Adhäsionsproteine/Zellmatrix-Rezeptoren (v.a. αvβ3-Integrin), wodurch – abhängig von der suPAR-Konzentration – die Podozyten-Motilität zunimmt. Diese physiologische Podozyten-Dynamik reguliert die Permeabilität der Filtermembran. Bei exzessivem suPAR-Anstieg kommt es zum Auseinanderweichen bzw. zur Ausdünnung der Podozyten und in Folge zur Proteinurie.

Bei fokal-segmentaler Glomerulosklerose (FSGS) beispielsweise findet sich im Gegensatz zu anderen glomerulären Erkrankungen bei der Mehrheit der Patienten eine suPAR-Erhöhung. Hohe initiale Spiegel bei der FSGS-Diagnose sind mit einem hohen Risiko für ein terminales Nierenversagen (stärker prädiktiv als Hypertonus oder Diabetes) sowie mit einem großen Rezidivrisiko nach Transplantation assoziiert.

Insgesamt ist noch nicht vollständig geklärt, inwieweit suPAR eine Begleiterscheinung bzw.  Marker von Erkrankungen ist oder aber eine direkte Ursache bzw. auslösendes Agens. Für die Bedeutung von suPAR als eigenständiger pathogener Faktor, spricht inzwischen einiges, was das Interesse aller medizinischen Forschungsrichtungen an dem kleinen Molekül weiter erhöht.

Mittels spezifischer ELISA-Tests kann suPAR inzwischen im Serum gemessen werden. Die Forschung arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, das Wissen um suPAR in therapeutische Optionen umzusetzen. Eine denkbare Therapieoption ist, durch suPAR-Antikörper pathogene Prozesse zu unterbinden. Mit Plasmapherese kann suPAR entfernt werden, hier sollen baldmöglichst erste Studien an Patienten starten.

Zum Artikel: Omen in the blood von Stephen S. Hall, Science  20 Apr 2018: Vol. 360, Issue 6386, pp. 254-258 DOI: 10.1126/science.360.6386.254

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