Unterschätzte Influenza-assoziierte Mortalität

: Iuliano A, Roguski K, Chang H et al. Estimates of global seasonal influenza-associated respiratory mortality: a modelling study. Lancet 2018; 391(10127):1285-300

Schätzungen der Influenza-assoziierten jährlichen Mortalität sind wichtig für nationale und internationale Entscheidungen und Prioritätenfindung im öffentlichen Gesundheitswesen. Die Schätzungen belaufen sich bisher auf weltweit 250.000–500.000 Todesfälle jährlich. Die vorliegende Arbeit erstellte anhand von WHO-Daten (Global Health Estimate - mortality rate ratios) ein Update der landesspezifischen Influenza-assoziierten Übersterblichkeit (Exzess-Mortalität, excess respiratory mortality rate / EMR) von 1999–2015 in 33 Ländern für drei Altersgruppen (<65, 65–74 und ≥75 Jahre). Eine Influenza-assoziierte respiratorische Übersterblichkeit (d. h. erhöhte Sterberate verglichen mit dem Durchschnitt in der Bevölkerung und/oder für eine bestimmte Zeitspanne) fand sich weltweit in 57% der Länder. Die entsprechende geschätzte mittlere jährliche EMR [pro 100.000 Menschen] belief sich auf 0,1–6,4 (<65 Jahre); auf 2,9–44 (65–74 Jahre) und 17,9–223 (>75 Jahre). Somit errechneten sich bis zu 645.832 saisonal-Influenza-assoziierte respiratorische Todesfälle (4–8,8 pro 100.000) mit den höchsten Zahlen für Afrika (südlich der Sahara bis 16,5/100.000), Südostasien (bis 9,2) sowie für Personen ab 75 Jahren (bis 99,4). Für Kinder unter fünf Jahren liegen die Schätzungen für 92 Länder bei 9.243–105.690 jährlichen Gesamttodesfällen durch respiratorische Komplikationen einer Influenza. Zusammenfassend scheint die globale respiratorische Influenza-assoziierte Mortalität wesentlich höher zu sein als bisher angenommen. Es muss davon ausgegangen werden, dass auch die nicht-respiratorisch-bedingte Mortalität der Influenza bisher ebenfalls unterschätzt wird; was nun weiter zu untersuchen ist.

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